Freitag, 29. Oktober 2010

Mit neuer Noro-Strickjacke in den Herbst

Heute habe ich die letzten Nähte geschlossen an meiner neuen Noro-Strickjacke. Und da ich mich als Noro-süchtig bezeichnen kann, bin ich auch sehr glücklich mit dem Neuzugang in meinem Kleiderschrank. Wenn man diese Wolle vertrickt, bekommt man immer ganz zarte Hände, weil das Wollfett noch nicht komplett rausgewaschen ist. Danach ein Projekt mit Sockenwolle anzufangen, ist fast unmöglich, weil man sofort das wunderbare Gefühl der fast unbehandelten und ungleichmäßigen Wolle zwischen den Fingern vermisst.


Mit dem Muster war ich allerdings nicht ganz so glücklich. Es ist sehr einfach zu stricken. Für Anfänger mag das ein Traum sein, aber mir ging dieses "mindless knitting" nach einer Weile ziemlich auf den Keks. Außerdem passten die Ärmel nicht genau in die Armausschnitte und ich musste ein wenig "rumfrickeln", was für Perfektionisten die Hölle ist ;o)



Die Farben sind natürlich ein Traum. Eigentlich bin ich kein Freund von Farbverläufen, aber bei der Noro-Wolle sieht das ganz toll aus. Die wird ja auch nicht so gefärbt, sondern farbige Wollfasern werden miteinander versponnen. Deshalb ist das Garn auch so natürlich gesprenkelt und meliert.
 

Auf der Seite von Designeryarns gibt es allerhand Infos zu Noro. Unter "Service" findet man sogar eine PDF-Broschüre, die zeigt, wie die Garne hergestellt werden. All die unglaublichen, strahlenden Farben der Rohwolle sind schon eine Augenweide. 
Das Muster heißt übrigens "Tithe" und  ist in "Noro unlimited" abgedruckt.

Freitag, 22. Oktober 2010

Im Strick- und Woll-Atelier Magliamania


Magliamania ist italienisch und bedeutet Stricksucht und das trifft es voll und ganz, wenn man das Atelier von Babette Eymann betritt. Wunderbare, von ihr handgefärbte Schweizer Strickgarne in den besten Qualitäten türmen sich da in den Regalen und Glasvitrinen, so dass man gar nicht weiß, worin man zuerst seine neugierigen Hände baden soll. 


Das Atelier liegt mitten im trendigen Uni-Viertel von Bern in der Länggassstraße. Man muss klingeln, um in das Strickparadies im Untergeschoss zu gelangen, und das sollte man wirklich tun. Die Schatzkammer ist ein echter Geheimtipp für alle Strickbegeisterte und es ist ein großer Unterschied, die unterschiedlichen Strickgarne in den wundervollen Farben selbst zu sehen, anstatt sie nur im Internet zu bewundern.

 
 Vielleicht hat man ja auch Zeit, an einem von Babettes Strickabenden teilnehmen zu könnnen. Einfach auf ihrer Seite nach einem Termin schauen und dann an der Tür klingeln und dazusetzen.


Bei Wein, Gebäck und einer großen Auswahl an hipper Strickliteratur kann so ein "Fachtreffen" schon mal bis Mitternacht dauern. Viele haben sich und Babettes Studio über Ravelry gefunden. Und somit sind die Frauen auch eine Schweizer und internationale Mischung aus Strickbegeisterten ab 20 aufwärts.

Rowan, Hargreaves, Ysolda, internationale Strickhefte und vieles mehr...Man weiß gar nicht, wo man anfangen soll.


Ein Kärtchen von Ysolda und ein filziger Glückspilz von Katharine Thierer an der Tür


Liebevoll gefertigte Maschenmarkierer / Stitchmarker
 
Ein Modell nach dem anderen habe ich anprobiert und bei meiner ganz persönlichen Modenschau festgestellt, dass ich gar nicht genügend Zeit habe, um all die Herzblut-Modelle zu stricken :o)


Ein Shetland Triangle in Babettes zartblauer Alpaca-Wolle


Wie Bonbons oder bunte Perlen leuchten die Glasknöpfe aus Deutschland, die schon fast kleine Sammlerstücke sind.
 

Ysoldas Gretel



Der Stricktreff am Abend

Die Wollstränge werden zu Knäuel gewickelt

Eine spannende Frau mit englischsprachigen Wurzeln, die meine Begeisterung für viele Muster und Garne teilte. Danke für die tollen Gespräche!

Love, Love, Love. Mein absolutes Lieblingsmodell, das fast an mir festgewachsen wäre
 
Die wundervolle Babette, Inhaberin von Magliamania, in ihrem Atelier

Bestrickend schönes Bern

 Ich war ein paar Tage in der idyllischen Schweizer Hauptstadt Bern, habe die zum UNESCO-Kulturerbe gehörende Altstadt erkundet, ein paar wunderbare Geschäfte gefunden und liebe Freunde besucht, in deren Familie jeder ein anderes Kunsthandwerk betreibt und ein Atelier in der Stadt oder Salzburg oder sonstwo auf der Welt betreibt. So viele tolle Eindrücke muss man erst einmal verarbeiten.

Spaziergang an der Aare, die Bern in einer Schleife umfließt und damit eine natürliche Insel um den Altstadtkern beschreibt. Das war günstig für Städtegründer: Bereits um 1190 haben Zähringer ungefähr an der Stelle des heutigen Münster die Burg Nydegg errichtet.

Licht-Arche: Der wunderbar bunte und leuchtende Andenkenkiosk unter der Zytglocke (Zeitglocke). Der Turm bildet den Übergang zum älteren Teil der Altstadt, hinunter zum Münster. Wer Zytglocke und Münster sehen möchte, googelt die bitte im Internet.

Selbst die Universität sieht in Bern ziemlich erhaben aus.

Lötschberg: Ein sehr kultiges Restaurant, das im Besitz mehrerer Winzer ist und damit zugleich als Weinhandlung besteht. Selten so eine gute Mischung aus Tradition und Zeitgeist gesehen. Der Blick in die Weinkarte soll angeblich auch für Kenner Überraschungen bereit halten. Ich habe leider nur einen Kaffee getrunken :o)

 Ein Blick in das Atelier Magliamania für handgefärbte Wolle, Strickaccessoires, Stricktreffs und Beratung von Babette Eymann in der Länggassstraße.

Das Geigen-Atelier von Johannes Eymann mitten in der Altstatt (Neuengasse) ist ein wunderbarer, spannender Ort. Es ist so interessant, Johannes zuzuhören, wenn er von den besonderen Eigenschaften bestimmter Hölzer und Lacke berichtet und einen durch seine Schatzkammer führt.

Wie in einem Geheim-Kaninett sieht es hier aus, wo wunderbare Streichinstrumente entstehen, repariert werden oder einen neuen Besitzer finden.

Noch ein Lieblingsladen in der Altstadt: Das Perlenparadies "bead it" in einem verwunschenen Kellerladen in der Kramgasse 35. Der Laden öffnet um 13 Uhr seine Pforten. Dann werden die Kellertüren nach oben geklappt und man steigt einige Meter tief in das bunt glitzernde Kabinett.

Montag, 18. Oktober 2010

Japanische Taschen und Tulpe

Wenn man in Berlin ist, muss man natürlich bei Frau Tulpe vorbeischauen. Leider war ich in den letzten zwei Monaten gleich zweimal in Berlin und dreimal bei Frau Tulpe und habe entsprechend viel Geld dort gelassen. Wenn ich mir die ganzen Schätze betrachte, die ich dafür mit nach Hause gebracht habe, ist das Kassenloch aber schnell vergessen. Unter anderem habe ich ein zauberhaftes Schnittmuster von echino für eine Tasche gekauft. Es hat gute Chancen, zu einem meiner Lieblingsmuster zu werden. Da die Anleitung aber auf Japanisch ist, was ich nicht ganz so fließend verstehe, musste ich erstmal ein wenig rumwurschteln. Und somit hat das erste Taschenexemplar einen angenähten Boden und hübsche Zipfel, die laut Plan so nicht gedacht waren. Aber, ich habe sie gleich ins Herz geschlossen - die Zipfel und die Tasche. Sie ist ein Geschenk für eine liebe Freundin.


Und hier ist das zweite Exemplar, das ich als Stricktasche nehmen werde :o)

Vogelsberger Beutelchen (Beulches)

Hier im Vogelsberg isst man ein traditionelles Gericht, das sich "Beulches" nennt. Die Bezeichnung kommt von "Beutelchen" und meint die kleinen Baumwollsäckchen, in denen die Kartoffel-Fleisch-Klöße gekocht werden. Vor allem im Herbst veranstalten zahlreiche Landfrauenvereine in der Region "Beulchesessen", die immer restlos ausgebucht sind. Und da ich es Freunden von mir schon im Sommer versprochen habe, kochte ich am Wochenende diese leckeren Beutelchen für sie.
Für alle, die sie nachkochen möchten, gibt es hier das Rezept inklusive Anleitung:

Zutaten für 6-8 Personen
4-5 kg mehlig kochende Kartoffeln
3 Eier
1 Tasse Kartoffelmehl
2-3 Stangen Lauch
ca. 1 kg mageres Solberfleisch oder Kasseler (evtl. Bratenreste, Cervelatwurst oder  Bratwurst)
Muskat
Majoran
Salz, Pfeffer
6-7 Baumwollsäckchen (Siehe Anleitung) oder Stoffservietten

Wer das Glück hat, mehlig kochende Kartoffeln zu bekommen, sollte unbedingt diese verwenden, weil der Teig dann besser bindet. Man erzielt aber auch mit vorwiegend fest kochenden Knollen köstliche Resultate. Von den 5 kg Kartoffeln koche ich ca. 1 Kilo, damit ich einen geschmeidigeren Kloßteig erhalte. Die restlichen 4 kg werden gerieben. Niemand wird dazu heute noch eine Handreibe nehmen, es sei denn, man stellt nur eine kleine Menge her. Elektrisch hat man zwei Möglichkeiten: Küchenmaschine oder Entsafter. Die Küchenmaschine produziert einen gleichmäßigen Teig, in dem das Kartoffelwasser und die Stärke noch enthalten sind. Man drückt ihn anschließend durch ein Küchentuch, damit das Wasser abfließt. Das Gute: Die Stärke bleibt enthalten. Arbeitet man mit dem Entsafter, hat man die Kartoffelmasse zwar schon ziemlich trocken, muss aber beim übrig gebliebenen Saft warten, bis sich die Stärke abgesetzt hat, das Wasser abgießen und dann die Stärke wieder unter den Teig rühren. Ich bevorzuge die erste Methode.


Vielen wird die Kartoffelmasse grau. Das hat nichts mit der Qualität der Kartoffeln zu tun, sondern hängt schlichtweg damit zusammen, dass die geriebenen Kartoffeln an der Luft oxidieren. Einige traditionelle Klöße heißen deshalb auch „graue“ oder „grüne“ Klöße. Am Geschmack ändert das nichts, sieht nur nicht ganz so ästhetisch aus. Wer die Klöße schön weiß haben möchte, muss schlichtweg Antioxidantien dazugeben. Entweder durchmischt man die geriebenen Kartoffeln sofort mit rund einem Liter Wasser, dem man etwas Essig dazugegeben hat und presst die Masse anschließend aus, oder man verwendet Kloßweiß. Das ist im Prinzip dasselbe, nur in Pulverform. Man mischt es an und durchspült ebenfalls die Masse vor dem Auspressen. Allerdings findet man diese Zutat heutzutage nur noch in wenigen Lebensmittelläden (beispielsweise Haco Weiß von Lucullus).
Die Masse gebe ich anschließend auf zwei Portionen in ein großes Küchenhandtuch, das ich in ein Sieb gelegt habe und presse den Kartoffelteig dann gut aus. Der Teig soll später die Konsistenz von ganz normalem Knödelteig bekommen, damit die Beulches nicht zerfallen, wenn sie aus den Säckchen kommen.






In die roh geriebenen Kartoffeln gebe ich dann drei Eier, das zerstampfte Kilo gekochte Kartoffeln, den klein geschnittenen Lauch (kleine Streifchen) und das Solberfleisch. Früher waren die Beulches ein Resteessen und man hat Wurst- und Bratenreste und übrige, gekochte Kartoffeln vom Sonntag oder von Festen darin weiterverwertet. Somit flog alles rein, was weg musste. Meine Oma hat Bratenreste genommen, Solberfleisch, Presskopf (Schwartemagen), Blutwurst, grobe Bratwürstchen und vieles mehr. Am besten schmecken Beulches aber mit magerem Solberfleisch. Das ist gepökeltes Schweinefleisch. In anderen Gegenden kauft man Rippchen oder Kasseler, das ist im Prinzip dasselbe. Das Fleisch muss in kleine Würfelchen geschnitten werden. Sind die Fleischstücke zu groß, zerfällt das Beulches nämlich später.


Anschließend mischt man noch eine gute Hand voll Kartoffelmehl unter, damit der Teig fester wird. Da muss man einfach schauen, wie feucht das Gemisch noch ist und ein wenig nach Gefühl arbeiten. Es gibt auch Leute, die eingeweichte Brötchen oder Grieß, Mehl oder Maisstärke untermischen. Ich halte mich ans Kartoffelmehl, weil sonst der typische Kartoffelgeschmack und die etwas glitschige Konsistenz der fertigen Beulches etwas leidet. Besonders von Weizenmehl und Brötchen bekommt man leicht einen etwas mehligen Geschmack und eine recht pappige Konsistenz, die meiner Meinung nach in Semmelknödel gehört, aber nicht in Beulches.
Dann salzt man ausreichend und gibt Pfeffer und etwas Majoran dazu. Ich reibe noch ein wenig Muskat in den Teig. Man muss aber vorsichtig sein, damit es nachher nicht hervorsticht.

 

Jetzt wird der Kloßteig in die Stoffsäckchen gefüllt. Die kann man leider nirgends kaufen, sondern muss sie selbst nähen. Dafür verwende ich Gaze, ein ungebleichter, mullähnlicher Baumwollstoff. Den gibt es ganz günstig bei Ikea. Man kann aber auch ein altes Bettlaken nehmen oder einen anderen dünnen Baumwollstoff. Aus Leinen würde ich sie nicht nähen, da der Stoff einfach zu hart ist. Am besten schmecken Beulches, wenn sie in kleineren Säckchen gekocht werden. Dazu schneidet man Stoffquadrate von 20x30 cm ohne Nahtzugabe. Man faltet sie der Länge nach, so dass man Säckchen erhält, die rund 10x30 cm groß sind. Man muss die Ränder vorher versäubern oder eine Doppelnaht nähen, damit man später keine Fussel im Teig hat. Außerdem werden die Säckchen beim Befüllen auf Links gedreht, damit die Naht außen liegt und sich nicht in den Kloßteig drückt und somit nachher das leckere Gebilde zerreißt. Ich habe für die angegebene Menge 7 Säckchen benötigt. Für eine vierköpfige Familie kommt man mit 4 Säckchen aus. Wer nicht nähen kann, nimmt Stoffservietten und schnürt den Kloßteig fest darin ein.

Ich befülle die Beutel meist zu 2/3 und drücke sie dann nochmal ordentlich aus. Dann binde ich die Säckchen mit einem Baumwollfaden zu. Die gefüllten Beutelchen kommen nun für 60-75 Minuten in sanft wallendes Salzwasser. Das heißt, dass sie nach einer Stunde fertig sind, man sie aber ruhig noch eine Viertelstunde weiter ziehen lassen kann, falls die Lieben noch nicht pünktlich zu Tisch sind.


 
Wenn man sie erst einmal aus dem kochenden Wasser nimmt, muss aber alles recht flott gehen: Die Säckchen werden unter kaltem Wasser abgeschreckt, der Baumwollfaden zerschnitten und das Beulches sofort aus dem Beutel gedrückt. Das Abschrecken ist unbedingt notwendig, da sich sonst der Kloß nicht aus dem Stoffsack löst. Auch überzählige Beulches muss man unbedingt aus dem Säckchen nehmen, weil man, ist er erst einmal erkaltet, den Teig nie wieder vom Stoff lösen kann.


So, und nun serviert man die Prachtkerle mit Zwiebelsoße oder Specksoße und grünem Salat. Im Vogelsberg reicht man in manchen Gegenden auch Apfelbrei dazu. Und am besten schmecken sie, wenn man die Reste am nächsten Tag in dicke Scheiben schneidet und in der Pfanne anbrät.

Guten Appetit.


Sonntag, 17. Oktober 2010

Ich spraye, also bin ich :o)

Ich wollte das jetzt endlich auch mal ausprobieren: Ein Graffiti sprayen. Und da ich ja viel zu viel Angst hätte, es irgendwo illegal auf einer Hauswand zu platzieren, musste ich es in meiner Wohnung unterbringen. Und die einzige weiße Wand, die ich noch hatte, befand sich in der Küche. Ich zog also los und kaufte Dosen, was hier auf dem Land gar nicht so einfach war. Dann entwarf ich meinen Spitznamen als Schriftzug und legte los. Hier könnt Ihr den Entstehungsweg verfolgen:

Hier das Tatwerkzeug mit Entwurf. Sogar ein paar unterschiedliche Caps gab es im Baumarkt. Das hätte ich gar nicht zu hoffen gewagt.


Naja, da zeigte sich dann, dass ich kein Writer bin: Ich hab die Vorzeichnung mit Kohle gemacht :)

Da war der gesamte Schriftzug fertig

Hier sieht man ihn über dem Küchenschrank

Abkleben ist wichtig, damit der Sprühlack nicht alles andere farbeinnebelt
Und damit es ein wenig gefährlicher aussieht, muss man natürlich auch Brille und Mundschutz tragen

Dann ging es los mit nem feinen Cap und den Outlines

...die ersten Fillings und Bubbles

...die Outlines,,,

Da war es schon fast fertig

Und so sieht es jetzt aus.
Wer es selbst einmal ausprobieren möchte, sollte allerdings nicht so sehr die Fachliteratur wälzen. Auf youtube gibt es ganz viele Tutorials, die einem viel besser weiterhelfen.