Mittwoch, 3. August 2011

Der einfachste Rock der Welt - Shirt-Recycling

Ich liebe kurze und dehnbare Röckchen. Mit einer Leggins zusammen sind sie so bequem wie ne Jogginghose, sehen aber sehr viel schicker aus. Und da ich nicht immer warten kann, bis irgendso ein Label mal auf die Idee kommt, diesen Jogginghosenersatzrock auf den Markt zu werfen, habe ich mir heute einen selbst genäht. Und das Beste: Ich habe ihn aus einem alten, völlig indiskutablen Kurzarm-Sweatshirt-Rolli genäht, den ich in der Altkleiderkiste meiner Mom gefunden habe. Den kann jeder nähen, auch die, die noch nie was genäht haben. Und so geht es:

Man benötigt einen alten Sweater. Ein T-Shirt tut es auch, wenn der Jersey-Stoff von einigermaßen dicker Qualität ist. Ist man noch jung - so um die 14 - dann kann man jeden elastischen Stoff verwenden, weil sich dann kein nicht mehr ganz so knackiger Popo abzeichnen kann oder auch nach mehrmaligem Sitzen der Rock noch ne ganz gute Figur macht.
So, dieses Werkzeug braucht man, um den Schnitt aufzustellen. Keine Sorge: Super einfach. Mein Beispiel hier ist in Größe 36/38 (also Taille 68cm, Hüfte 98cm). Wer das ungefähr braucht, nimmt einfach meine Modellzeichnung. Alle anderen machen das:
Man misst um die Hüfte und man misst um die Taille und dann misst man noch, wie lange der Rock werden soll.

Hälfte Hüfte plus 2 cm: So breit ist der Rock unten am Saum - bei mir hier sind es 50 cm. Also 50-cm-Strich auf Packpapier gemalt.

Genau in der Mitte des Strichs zieht man im rechten Winkel einen weiteren Strich, der die Länge des Rockes markiert. Mein fertiger Rock mit Sattel (also Bund) ist 34cm lang. Dafür muss ich das Rockvorderteil (das Hinterteil auch) 27cm lang machen. Also: Strich 27 cm.
Parallel zum Rocksaum-Strich und natürlich genau mittig in 27cm Abstand zeichne ich dann den nächsten Strich, der so breit ist wie die Hälfte der Taille plus 5cm (68:2=34+5=39), also 39cm. Der Rock ist hier so weit, weil er keinen Reißverschluss hat und über den Popo muss und weil er an dieser Stelle ein Stück auf der Hüfte sitzt. Auch ist es praktischer, an einem ausgiebigen Grillabend noch etwas Spielraum zu haben :o)
Beide Striche verbinde ich jetzt mit ergonomischen Linien, damit es schon mal wie ein Rock aussieht. (Am besten schaut man sich die Zeichnung an. Meine Erklärungen sind eher suboptimal).
Da ich den Rock so schneide, dass ich den Bund des Recycling-Shirts als Rocksaum verwenden kann, habe ich für selbigen keine zuätzlichen Zentimeter berechnet. Wer aus der Mitte eines Shirts schneidet oder Meterware benutzt, muss hier noch ungefähr 3cm in der Länge dranhängen (siehe Zeichnung).

In derselben Breite zeichnet man sich dann noch einen Sattel (so nennt man einen breiten Bund). Der ist bei mir 8 cm hoch. Und da er doppelt genäht wird, ist die obere Kante eine Bruchkante. D.h. der Stoff wird doppelt genommen und die Faltstelle ist oben die Kante (wird unten nochmal gezeigt).



So, jetzt werden die Schnittteile ausgeschnitten.

Dann auf dem alten Shirt feststecken. Hier muss man gut darauf achten, dass der Bund des Shirts absolut exakt aufeinander liegt und mit dem Schnitt abschließt.
Dann mit so ca 1,5cm Nahtzugabe ausschneiden. Die Bruchkante am Sattel bekommt natürlich keine Nahtzugabe!


Für den Sattel hab ich dann einfach die zwei Lagen vom Shirt nach oben geklappt. Eben so, dass ich nachher 2 Sattelteile habe, die doppelt so hoch sind wie das Schnittmuster.

Denn jeweils ein großes Teil mit einem Sattel rechts auf rechts zusammenstecken.

Ich hab noch ein kleines Herzchen dazwischengefummelt. Muss man aber nicht. Sieht halt neckischer aus.

Dann den Sattel jeweils an Vorder- und Hinterteil (das vom Rock) nähen. (Liebe Mutti - sie ist Bekleidungstechnikerin und streng mit mir - , wenn Du das hier liest: "Ja, ich weiß, dass man einen Jersey-Sattel eigentlich professionell anders näht. Aber so geht es auch und viel unkomplizierter.")
 Naht ausbügeln.
Und auf der rechten Stoffseite jeweils rechts und links der Naht aufsteppen. Sieht einfach schöner aus. Macht den Rock aber auch unelastischer. Alle, die eine Overlock-Maschine besitzen, kennen hier super Stiche für Jerseynähte und nähen ohnehin ganz andere Modelle als meinen Super-Easy-Rock. Und außerdem ist meine Maschine so alt wie ich und kann das noch nicht und es soll ja auch ein wenig kultig sein.
Also, das sieht dann so ungefähr aus.
Dann die beiden Rockteile rechts auf rechts zusammenheften. Da der Sattel  - ich weiß Mutti - mit offener Seitennaht gebastelt wurde und der Saum bereits - wegen des Shirt-Recyclings - genäht ist, muss man hier ganz ganz dolle darauf achten, dass alle Nähte genau aufeinander liegen. Zur Not muss man eben beim Nähen den Jersey etwas zurechtzuppeln. Nähen.
Dann die Nähte vorsichtig ausbügeln - Auf der Hüfte mit der Hand nachgreifen, damit man die Kurve kriegt.

Naja, und dann isser fertig. Einfach, gell? Und das Sich-Selbst-Fotografieren üben wir auch nochmal. Vielleicht macht Verena ja demnächst mal ein besseres Bild von mir mit Rock, den ich "Berlin" getauft habe.
Aus dem Rollkragen des Shirts hab ich übrigens noch ein Haarband genäht. So. Schaffenswut des Tages abgebaut :o)

1 Kommentar:

  1. Absolut klasse dein Tutorial für den Rock. Du hast dir so große Mühe gegeben und noch kein Kommentar? Ich bin mir sicher, den werden sicher einige nacharbeiten.
    LG
    Anja

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