Nikolaus, Christkind oder Weihnachtsmann?
Nikolaus, Christkind oder Weihnachtsmann? Knecht Ruprecht, Krampus oder Perchtengeister? Der kleine Text, den ich im Rahmen eines Unterrichtsprojektes verfasst habe, gibt ein wenig Aufschluss darüber, was diese Dezember-Gestalten miteinander zu tun haben. Ich weiß, er ist ein wenig lang für einen Weblog-Text, aber vielleicht interessiert den ein oder anderen, warum wir gerade diesen oder jenen Brauch leben und keinen anderen.
Ein Bischof aus Myra
Egal, ob man noch an den Nikolaus glaubt oder nicht, fest steht: Den Heiligen Nikolaus hat es wirklich gegeben. Die Gestalt geht auf einen Bischof zurück, den Bischof Nikolaus von Myra und er lebte um das Jahr 300 n. Chr. Heute heißt Myra Demre und liegt in der Türkei an der Mittelmeerküste, ganz in der Nähe des beliebten Ferienortes Antalya, den manche aus den Sommerferien kennen. Zur Zeit des Bischofs Nikolaus gehörte Myra aber zum Römischen Reich. Gestorben ist der Heilige, der den Armen und Unterdrückten half, an einem 6. Dezember, entweder im Jahr 345 oder 351 n. Chr. Deshalb feiern wir auch an diesem Tag unser Nikolausfest.
Doch wie kam der Nikolaus aus Kleinasien bis in die verschneiten Berge Deutschlands? In der Tat war das eine lange Reise, die ungefähr 700 Jahre dauerte. In der katholischen Kirche verehrte man früher noch mehr als heute verschiedene Heilige. Sie galten als Wohltäter, Schutzbringer und Vorbilder der Menschen. Nikolaus wurde einer der beliebtesten Heiligen, weil er sich für die Armen und für Kinder einsetzte. Diese Verehrung war so stark, dass ungefähr 200 Jahre nach seinem Tod sich in vielen Gegenden der Brauch herausgebildet hat, am 6. Dezember seinen Todestag zu feiern und auch zahlreiche Kirchen auf seinen Namen geweiht wurden. Man pflegte diese Bräuche zuerst in der Region der heutigen Türkei und Griechenland. Dann wanderten sie weiter über die slawischen Länder.
Von Nonnen und einer orientalischen Prinzessin
972 n. Chr. heiratete der deutsche Kaiser Otto II die Prinzessin, Theophanu, aus dem oströmischen Reich, also aus der Region, aus der der Heilige Nikolaus stammte. Theophanu brachte die Nikolausverehrung mit in unsere Gegend, wo sie sehr schnelle Verbreitung fand. Grabräuber haben 1084 die Gebeine des Heiligen Nikolaus aus Myra ins italienische Bari geholt, womit auch der Ort der Verehrung ins Abendland wanderte. Noch heute kann man dort zum Nikolausgrab pilgern.
Doch der Brauch der heim-lichen Geschenke entstand erst im 12. Jahrhundert. Französische Nonnen waren die ersten, die sich am Todestag des Heiligen, also am 6. Dezember, heimlich zu den Häusern der Armen schlichen und dort Socken deponierten, gefüllt mit Nüssen und Früchten. Als Vorbild für diesen Brauch diente ihnen eine bekannte Sage um den Heiligen Nikolaus, die bis heute überliefert wird. Demnach soll er einer verarmten Familie nachts Goldstücke ins Haus geworfen haben. Der Vater wollte aus lauter Not seine drei Töchter verkaufen. Mit dem Gold konnte er nun die Familie wieder ernähren und die Kinder waren gerettet. Dieses Ritual verbreitete sich sehr schnell in ganz Europa.
Wer hat das Christkind erfunden?
Nun gibt es im Dezember zwei Gabentage und für uns ist vor allem Heiligabend das größere Fest. Da warten wir fast selbstverständlich auf das Christkind. Aber wer ist eigentlich dieses Christkind und seit wann bringt es die Geschenke?
Wer hätte gedacht, dass das Christkind noch viel jünger ist als der Nikolaus? Erfunden hat es nämlich Martin Luther. Die große Heiligenverehrung durch die katholische Kirche war etwas, was dem Reformator gar nicht gefiel. Jesus Christus sollte doch im Mittelpunkt stehen und die Menschen glücklich machen und nicht irgendein Heiliger. Luther beschloss also im Jahr 1535, dass nicht der Bischof Nikolaus von Myra, sondern der Heilige Christ den Menschen die guten Gaben bringt. Das Christkind steht für den neu geborenen Jesus Christus. Aber es ähnelt auch dem „Heiligen Christ“, der nach evangelischem Glauben als weiblicher Engel Geschenke in die Familien bringt. Und so verwundert es nicht, dass das Christkind traditionell als ein weiblicher Engel mit langem blonden Haar und goldenem Gewand dargestellt wird.
Santa Claus und Coca Cola
Mit diesem neuen Gabenbringer wurde der Geschenktag vom 6. Dezember auf die Nacht vom 24. zum 25. Dezember verlegt, dem Geburtstag des Christkinds. Aber vor allem in katholischen Regionen konnte der Nikolausbrauch nie ganz verdrängt werden. Erst ab 1900 brachte auch bei den Katholiken das Christkind die Geschenke und so existieren bis heute beide Bräuche nebeneinander.
In protestantischen oder sehr weltlich orientierten Landstrichen, wie beispielsweise in Norddeutschland, ersetzt zunehmend der Weihnachtsmann das Christkind am Heiligen Abend. Er ist die deutsche Variante des amerikanischen Santa Claus und der wiederum entstand aus der Figur des Nikolaus. Den roten Mantel mit dem weißen Pelzbesatz bekam er 1927 in New York. Die Firma Coca Cola nahm das dankend auf und startete eine weltweite Weihnachtscampagne mit einem Coca Cola-roten Santa Claus. Die Farbkombination des Weltkonzerns hat sich damit überall durchgesetzt.
Knecht Ruprecht und Krampus
Die meisten kennen das Gedicht „Knecht Ruprecht“ von Theodor Storm. Es beginnt mit den Zeilen „Von drauß’, vom Walde komm ich her“. Meist hält man es für eine Art Nikolausgedicht, obwohl zwar das Christkind, aber kein einziges Mal der Nikolaus darin vorkommt.
In der Tat ist Knecht Ruprecht eigentlich der Gehilfe des Nikolaus und begleitet ihn bei seinen Besuchen in den Familien. Da der Nikolaus immer mehr als Erziehungshilfe der Eltern benutzt wurde, der am Nikolaustag Geschenke für die guten Taten brachte, brauchte man natürlich auch jemanden, der die unartigen Kinder strafte. Und da man das Ansehen des Nikolaus als durchweg guten alten Mann nicht beschädigen wollte, gab man ihm diesen Knecht zur Seite, der fortan die Rute für die unartige Brut brachte. Allerdings verschmolzen in vielen Gegenden die beiden Gesellen zu einer Figur. So bringt in manchen Regionen der Nikolaus selbst die Rute mit und vor allem im Norden, wo der Nikolaus ja durch das Christkind ersetzt wurde, kam Knecht Ruprecht auch schon mal alleine, brachte ebenfalls sowohl Geschenke als auch die Rute.
Dass Knecht Ruprecht in protestantischen Gebieten nicht abgeschafft wurde wie sein Vetter Nikolaus, liegt daran, dass er auf noch ältere Traditionen zurückgeht. Er leitet sich nämlich von den Perchten ab. Das waren weibliche Schreckgestalten, die mit grausigen Fratzen und Glocken den Winter austreiben sollten. Sie kamen vor allem in den Rauhnächten zwischen dem 25. Dezember und dem 6. Januar, von denen im nächsten Kapitel noch die Rede sein wird.
Vor allem im süddeutschen Raum und in Österreich kennt man diese Dämonen, die bei Umzügen und Brauchtumsfesten durch die Straßen jagen und die Menschen erschrecken und mit Besen und Knüppeln schlagen. Auch der Krampus geht auf diese Geisterwesen zurück. Er ist eine Art österreichischer Knecht Ruprecht, der aber durch und durch das Böse verkörpert und deftige Rutenschläge verteilt.
Dieses Brauchtum war der Kirche zu wild und so verbot man die Perchten im 16. Jahrhundert als unchristlichen Aberglauben. Erst seit dem 19. Jahrhundert, als man sich wieder auf altes Brauchtum besann, ließ man vor allem in alpenländischen Regionen diese Perchtenumzüge wieder aufleben.
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